Der Bader

Szene in einem Badehaus: Bader behandelt Badegäste. Stich von Jost Amman, 1568

Bader ist eine mittelalterliche Berufsbezeichnung, auch Stübner genannt, da mit dem Beruf der Betrieb eine Badestube verbunden war. Außer der Arbeit der heutigen Frisöre – rasieren und Haare schneiden – erledigten die Bader kleinere Operationen und Aderlässe sowie das Ziehen von Zähnen mit der Zange, dem Zahnschlüssel oder dem Pelikan. Im Badehaus ging es aber nicht nur um die Hygiene, sondern es ging auch um das Vergnügen beim Baden. Badehäuser waren teilweise auch Bordelle, die schlechten hygienischen Zustände sorgten oft für die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten, z.B. von Syphilis.
Die Tätigkeit der Bader galt bis 1406 als unehrenhaft. Erst 1548 erhielt diese Berufsgruppe Zunftrechte. Bader waren insbesondere ein mittelalterlicher und bis in die frühe Neuzeit reichender Ersatz für Chirurgen (siehe auch: Wundarzt). Bader und Barbiere gehörten zu den so genannten Handwerksärzten, die entgegen der akademischen Ausbildung heutiger Mediziner eine handwerkliche Ausbildung erhielten. Die Laufbahn vom Gesellen zum Meister war explizit geregelt. Mit dem Aufkommen der akademischen Medizin gab es europaweite Auseinandersetzungen zwischen Medizinern alter und neuer Schule

Die Geschichte des Friseurhandwerks

6000 v. Chr.
Funde von Steinschaber in Ägypten, die als Rasiermesser benutzt wurden

3000 v. Chr.
Erste "professionelle Friseurhandwerker" in Ägypten

2700 v. Chr.
Anwendung der "kalten Ondulation bei der Perückenherstellung"

2420 v. Chr.
Schech, Mutter des ägyptischen Königs Teti, hinterlässt eine umfangreiche medizinische und kosmetische Rezeptsammlung (u.a. Rezepturen von Haarfärbe-, Haarwuchs- und Haarentfernungsmitteln).

1600 v. Chr.
Georg Ebers, deutscher Ägyptologe, findet im XIX. Jahrhundert Papyros (Ebers Papyros) mit kosmetischer Rezeptsammlung

1400 v. Chr.
Verwendung von Henna zur Färbung der Haare in Ägypten und Mesopotamien

1800 v. Chr.
erste überlieferte berufsständische Organisation der "Barbiere" in Mesopotamien - etwa zur gleichen Zeit: Eine babylonische Urkunde zeugt vom "Klatsch" in Friseurläden

1550 v. Chr.
kommen Rasiermesser mit beweglichem Griff auf, wobei man den Griff vermutlich auch als Lockenwickler benutzte

1400 v. Chr.
Pharaonin Hatschepsut trägt einen künstlichen Bart als Zeichen ihrer Herrscherwürde (mehr über die Geschichte der Frisuren & Haare)

300 v. Chr.
Verwendung der Calamistra / tönernes oder metallenes) Lockenbrenneisen in Griechenland und Rom

700-1000 v. Chr.
Tätigkeit von Rasoren und Scherern in Klöstern

490 v. Chr.
Im alten Perikles - Gründung von Friseurschulen

300 v. Chr.
Licinius, Friseur in Rom, unterhielt "Prominenten- Friseurladen"

1000
"Chrüll-isen" (Lockenbrennstab) u.a. von Minnesängern benutzt

1150
Älteste urkundlich nach- gewiesene öffentliche Badestube in Fulda - es kommt zur "Spaltung" der Bader und Barbiere, Entstehung eigener Zünfte

11. - 12. Jahrhundert
Herausbildung des Handwerks der Bader und Barbiere in Deutschland

13. Jahrhundert
Entstehung von Zünften der Bader und Barbiere - etwa zur gleichen Zeit erste genauere Nachrichten über die medizinischen Tätigkeiten von Badern und Barbieren

14.Jahrhundert
Seit dem 14. Jahrhundert bildeten die Bader, auch so genannt, weil sie meist eine Badestube betrieben, eine Zunft.

1509
bestimmt Kurfürst Joachim den Berliner Barbier Heinrich Eyben zur Körperpflege des Hofstaates
1526
Gewerksstatut für Bader und Wundärzte in Berlin

1548
Augsburger Reichstagsbeschluss über die "Ehrlichkeit" der Bader und Barbiere. Der Friseurberuf für "ehrenhaft" erklärt

Ab 1600
Es werden Perücken für Herren zur Mode und es setzt sich der Begriff "Mode" auch für Frisuren durch (mehr über die Geschichte der Frisuren & Haare)

1656
Gründung der ersten Perückenmacherzunft in Paris

1669
Der Kurfürst von Brandenburg schlägt die Aufhebung der Zünfte vor

1677
Badern und Barbieren in Berlin wird durch ein Privileg erlaubt, chirurgische Hilfeleistungen zu gewähren

1680
Der Franzose Ervais erfindet das Tressieren, damit wurden weniger Haare für die Herstellung von Haarteilen benötigt

1698-1717
Perückensteuer in Preußen

1714
legt ein Privileg die Anzahl der Badestuben in Berlin auf 20 fest

1716
Friedrich Wilhelm I. ordnet per Edikt Prüfungen für "Quacksalber" und "Marktschreier" an - im selben Jahr wird von Hugenotten die erste Perückenmacherzunft in Berlin gegründet

1769
erfindet der englische Barbier Richard Arkwright die erste für Massenproduktion geeignete Spinnmaschine "Jenny"

1779
Friedrich II. vereinigt per Edikt Bader, Barbiere und Wundärzte zu einem Gewerk
1791
Gewerbefreiheit in Frankreich
1795
Anzahl der Barbiere in England steigt auf 50.000
Ende des 18. Jahrhunderts gibt es das Rasiermesser in der heutigen Form

1800
Verordnung der preußischen Regierung, wonach Handwerker nur einmal jährlich in Zünften zusammenkommen dürfen

1810/11
Aufhebung des Zunftzwanges durch die Gesetze vom 2.11.1810 und 7.9.1811, Einführung des Gewerbescheines und der Gewerbesteuer

1818
Der französische Chemiker Thénard stellt Wasserstoffperoxyd her, das als Haarbleichmittel verwendet wird
1827/28
Der Pariser Coiffeur Nardin erfindet ein Verfahren, totes Haar dauerhaft zu kräuseln

1821
arbeiten in Berlin 119 Barbiere

1845
Gewerbegesetz unter Berücksichtigung der Gewerbefreiheit in Preußen; Einführung des Befähigungsnachweises für die Ausbildung von Lehrlingen

1848
vergebliche Versuche des Handwerkerparlaments in Frankfurt a. M., die Gewerbefreiheit rückgängig zu machen

1860-1868
Gewerbefreiheit in fast allen deutschen Ländern
1869
Erlass der Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes, die auch in Süddeutschland eingeführt wird
1872
Gründung des Bundes Deutscher Friseure
1880
Erfindung der Bartbinde durch den Wiener Friseur Rolko - im selben Jahr wird die Hand-Haarschneidemaschine erfunden
Am 1. Juli 1880 eröffnet Wella Gründungsvater, dem Friseur Franz Ströher seine erste Haarteil-Fabrik in Auerbach (Sachsen)
1881
Bismarcksche Innungsnovelle; die Innungen erhalten größere Rechte
1884
Der deutsche Chemiker Fischer erfindet ein Verfahren zum Kräuseln der Haare

1870-1890
Der französische Coiffeur Marcel Grateau entwickelt 1872 in Paris sein berühmtes Ondulationsverfahren

1883
Erstes Oxydations-Haarfärbemittel im Handel (französisches Patent)

1888
Änderung der Gewerbeordnung im Deutschen Reich: Einführung von Zwangsinnungen, Gesellen- und Meisterprüfungen, Beschränkungen in der Lehrlingshaltung, Gründung von Handwerkskammern
1889
Gründung des Verbandes der Barbier-, Friseur- und Perückenmachergehilfen

Mitte des 19. Jahrhunderts prägt sich das moderne Friseurhandwerk aus

1900
1900 gelingt Wella Gründungsvater, dem Friseur Franz Ströher eine revolutionäre Erfindung, das Tüllemoid
Er war er zwei Kilogramm schwer und blies 90 Grad heiße Luft aus einer Art Düsenrohr: Das war der erste Fön, im Jahr 1900 bei AEG erfunden. Dank unermüdlichen Forschergeists wog der Fön 1910 nur noch 1,8 kg und leistete schon 300 Watt. Heutiger Standard ist etwa: 300 Gramm schwer bei 1200 Watt Leistung. Der Duden erklärte 1934 den "Föhn" zum Wind und den "Fön" zum Gerät. AEG ließ sich das Wort "Fön" 1909 schützen und darf bis heute als einzige Firma mit diesem Wort werben.
Im 19. Jahrhundert bildete sich der eigentliche Berufsstand des Friseurs, damals noch ohne eigene Salons, sondern der Friseur kam ins Haus des Kunden

1901
Der Amerikaner Gilette lässt den Sicherheitsapparat mit Klinge patentieren

1906-1910
Erfindung der Dauerwelle. Karl Neßler entwickelt das Dauerwellverfahren für lebendes Haar und konstruiert den ersten elektrischen Dauerwellapparat

1916
Erste Modeschauen in Berlin, auf denen auch Frisuren vorgestellt werden.
1920
wird der erste elektrische Rasierapparat in Deutschland hergestellt - etwa zur gleichen Zeit setzt sich die Kurzhaarmode für Frauen durch und erfindet der Franzose René Rambaud das Legen von Wasserwellen

1924
Der Friseur Meyer aus Karlsbad stellt die ersten Flachwickler her

1926
Der Berliner Friseur Müller lässt die Trockenhaube "Windsbraut" patentieren, die den Friseuren die Arbeit erleichtern soll

1925
Gründung der Internationalen Gesellschaft der Damencoiffeure

1928
Erfindung der Effilierschere; für das Ausdünnen von Haaren bestimmt

1929
Herausgabe der Handwerksnovelle, Einführung der Handwerksrolle bei den Handwerkskammern

1970
Der Engländer Vidal Sasson entwickelt eine revolutionäre Haarschneidetechnik, den Systemformhaarschnitt. Diese Technik ist bis heute Grundlage der handwerklichen und künstlerischen Arbeit der Friseure.

1998
Einführung der ersten "online"- Frisurenberatung im Internet - FRISUREN-BERATUNG.DE